Kommt ein Fussel gefußelt…

Nachdem mein Vogi gestorben war, musste schnell eine Lösung her, damit der arme Charly nicht so alleine ist. Es war aber gar nicht so einfach, einen einzelnen Vogel zu finden, vor allem Hennen waren keine weit und breit.

Dieser Herr oder Dame? ist 1984 geboren und befindet sich somit bei seinem Einzug 24.05.2011 in einem stattlichen Alter von 26 Jahren. Sie war wohl sehr lange alleine und hatte nicht gerade das Futter, was man Nymphis eigentlich geben sollte und so wollte ich ihm einen schönen Altersruhesitz bieten.

Gleich nachdem ich sie aus dem Tierheim abgeholt hatte, ging ich mit ihr zur vogelkundigen Tierärztin um neben PBFD- und Polyomatests, Kot- und Kropfabstrich machen zu lassen. Bis zum Testergebnis 10 Tage später saß sie in einem kleinen Zimmer in Quarantäne.

Was ich beobachten konnte war, dass sie sich selbst mit dem Füßchen den Kopf krault. Dabei stellt sie sich sogar recht beweglich an. Ob das nun eine Folge jahrelanger Einzelhaft ist oder einfach nur eine Eigenart, entzieht sich meiner Kenntnis, da ich so etwas bisher noch nicht gesehen habe.

Nach ein paar Tagen, als sie die Umgebung schon gewohnt war, bekam sie das erste Korkbrettchen, um sie schon mal auf den Vogelwald vorzubereiten. Stück für Stück quasi eine Heranführung an die neue Heimat.

Nachdem die Tests auf Chlamydien und Polyoma negativ waren, begann ich die Integration, welche leichter verlief, als ich gedacht hatte. Charly war schnell Feuer und Flamme und balzte was das Zeug hielt. Er hält sich auch immer in der Nähe auf.

Ist schon klar gewesen, dass wenn der Käfig auf ist…
Ich stand natürlich mit strengem Auge dabei.

Ein Tip am Rande:
bitte nehmt keine Pappröhren oder allgemein Pappe! Die hatte ich nur in meiner ersten Not verwendet und würde ich heute nicht mehr so machen und auch nicht empfehlen!

Nachdem ich „Ömmi“ nun schon länger beobachten konnte, stelle ich fest, dass sie so gar nichts von einem Hahn hat. Kein Singen, Klopfen oder ähnliches und ich fress einen Besen, wenn das nicht ein Ömchen ist.

Gesundheitliche Probleme: gebrochene Schulter, Fußballengeschwür, Arthrose Leberproblem.

Da das Alterchen weder fliegen kann, noch gut zu Fuß ist, bekam sie eine extra Fußgängerzone, die auch Charly sehr gerne nutzt. Es war zwar alles nur provisorisch eingerichtet, aber für den Anfang sollte das reichen.

Diese Feder störte sie sehr und eine liebe Freundin  half mir dabei, sie zu kürzen, damit die  Arme nicht immerzu beim Fußeln darüber stolpert. Jetzt schaut ihr Gang schon ganz anders aus!

Gemeinsam müde

Putzstunde

Und so schläft der süße Fussel:

Wer stört?

Meine ersten Versuche für die Fußgängerzone

Der Vogelwald wurde erweitert, so dass er bis zum Käfig geht und ist damit von 200 cm auf 345 cm angewachsen. Ich muss aber dazu sagen, dass ich mich dagegen entschieden habe, dass sie mit im Käfig schlafen darf, auch wenn sie dies jeden Abend gerne lautstark einfordert. Sie würde kaum eine Chance haben, sich gegen die frechen Grünlinge für einen bequemen Platz durchzusetzen. Zu hoch wäre der Kafig eh und man könnte ihn aufgrund der geringen Größe für Ömmi kaum fußgängertauglich einrichten. So muss sie  leider draußen im Wald schlafen. Der Boden des Vogelwaldes enthält nun nur noch an Stellen Einstreu, wo Ömmi bisher eher nicht Wandern geht, da sie darauf nicht so gut zu Fuß ist.

Anfangs bibberte ich immer, dass sie herunterfallen könnte:

Nachdem es dann doch Abstürze gegeben hatte, baute ich ein Gatter aus Ästen. Das war aber auch noch nicht optimal, da sie mit starkem Willen dieses wider Erwarten doch erklimmen konnte.

Meine ersten Versuche, bequeme Plätzchen für Sie zu schaffen. Lustigerweise mag sie die weichen und bequemen Kokosfasermatratzen eher nicht so, sondern zieht die Korkbrettchen vor.

Die Bauarbeiten waren hier natürlich noch lange nicht fertig…

Ihr Gefieder schaute nach einiger Zeit schon wesentlich besser und dichter aus. Im Tierheim sagte man sogar, dass sie bei der Abgabe 2 Monate davor am Bauch und Rücken ein Nakedei war. Trotz der schlechten Ernährung in er Vergangenheit (z.B. Federlosen-Kekse und süße Vogel-Knabberstangen), war ich nicht schlecht erstaunt, dass sie dem Charly so allerhand Fressbares wie Gurke, Nudeln (ohne Salz natürlich) zeigte. Nur an die Möhre traut sich Charly noch nicht, aber das kommt sicher auch noch, denn Ömmi machts vor. Mag sein dass die beiden ein etwas ungleiches Gespann sind, da Charly gerade mal 10-11 Jahre alt ist und noch fit. Opi mag nur zu viel Nähe nicht, aber wenn Charly mal weiter weg ist, dann schaut er aufmerksam und ruft auch mal nach ihm. Sie mögen sich also anscheinend sehr gerne und dann soll es recht sein.

Er wiegt übrigens gerade mal 74 Gramm, wo ein gesunder Nymph doch schon eher 90-100 g haben sollte. Ich dachte schon Charly mit 86 g ist wenig. Naja, gegen die Wuchtbrumme Vogi mit 124 g war er das ja bisher auch.

Unser Grünling Strolchi hats heute wohl gut gemeint und einen vorsichtigen Balzversuch beim Fusselchen gestartet *augenroll*
Da Nymphen und Wellis nun nicht die gleiche Sprache sprechen ist das natürlich nix. Strolchi kennt das zum Glück, da er es bei Charly auch schon öfter mal versucht hat. So beließ er es bei vorsichtigen Annäherungsversuchen mit festem Klopfen auf den Ast und leisen und sehr zarten Balzlauten. Schaute fast so aus, als wüsste er genau, dass Fussel schon etwas gebrechlich ist und zog dann auch bald von dannen. Auch wenn es hier Verständigungsprobleme gibt, so empfand ich das dann doch als eine sehr liebevolle Begegnung.