Megas – Ein Bericht ohne Schreckensgesicht

Einleitend möchte ich betonen, dass Megas (Macrorhabdus ornithogaster) freilich nicht zu verharmlosen sind und ich habe so manches Mal um meine Patientin Zigge gebangt. Mittlerweile hat diese oft in Panik erwähnte Krankheit den Schrecken für mich verloren. Was ich mit diesem tapferen kleinen Kerlchen in 5 Jahren alles erlebt habe, versuche ich im Folgenden zusammengefasst darzustellen. Vielleicht sind ja einige hilfreiche Tipps für andere Halter mit einem Megapatienten dabei.

Notiert habe ich insgesamt 11 oder 12 Schübe, bei denen Ampho gegeben wurde, obwohl nicht immer Megas nachgewiesen werden konnten. Es wirkte immer schnell und zuverlässig. Aber nun der Reihe nach:

2011: Wie alles begann…
Erstmals festgestellt wurden die Megas Anfang 2011, als Zigge kaum aus der Jugendmauser raus war. Bei der ersten Untersuchung wurden noch keine Megas festgestellt, die zweite war positiv und die erste Behandlung begann. Es folgten noch mehrere Schübe bis Ende 2012.

Anfangs waren es noch teils stressbedingte Ausbrüche, die ich nach und nach aufspürte und künftig versuchte so gering wie möglich zu halten.

Später war nur noch die Mauser als Ursache festzustellen. Da meine Tiere mittlerweile wieder hauptsächlich im Wüstenmodus leben, sind die Mausern bei uns zum Glück nicht mehr so häufig und damit auch die Megas. Auffällig ist, dass die Schübe immer hauptsächlich im Januar, April und Oktober auftraten (grob zusammengefasst).

Normale Medikation
Ampho half ihr immer sehr schnell und zuverlässig und unterstützend bekam sie auch Ulcogant. Es dauerte nicht einmal 3 Tage, dass sie wieder fast die Alte war. Ansonsten wurde alles veranstaltet, was üblicherweise empfohlen wird (zuckerfreie Ernährung als Beispiel, Thymian- und Fencheltee, usw.)

Verlauf der Mauser
Die Mauser verläuft bei Zigge immer gleich: zuerst wirft sie eine Menge Federn ab, so dass ihr Federkleid richtig löchrig wird und auch recht stumpf ausschaut. Zu diesem Zeitpunkt geht es ihr in der Regel noch sehr gut, obwohl hier schon die Gewichtsabnahme beginnt. Sobald die neuen Federchen gebildet werden, schläft sie vermehrt und nimmt auch weiter ab, was jetzt normalerweise noch nicht zwingend auf einen kranken Vogel hindeuten muss. Bei mir nehmen während der Mauser alle anderen Vögel auch ab und sie sind dann auch recht schlapp, nur eben nicht ganz so extrem wie Zigge. Da einen wirklichen Unterschied zu sehen, ist leider nicht so einfach.
Später kommt aber auch Plustern und Erbrechen hinzu, wo man dann wirklich eindeutig erkennen kann, dass es dem Vogel nicht gut geht. Da ich diesen Verlauf immer identisch beobachten konnte, weiß ich natürlich mittlerweile auch schon früher Bescheid und kann entsprechend rechtzeitiger handeln. Anfangs war ich noch wegen jedem einzelnen Gramm direkt panisch, aber das ist eigentlich nicht nötig.

Gewicht
Zu ihren besten Zeiten hatte sie ein Kampfgewicht bis zu 68g, was für sie viel zu viel ist. Damals nahm sie während der Mauser 30g! ab. Perfekt wäre bei ihr ein Gewicht von 40-42g, aufgrund der Megas darf sie aber auch ein kleines bisschen mehr haben, damit sie ausreichend Substanz für das nächste Mal hat. Mittlerweile hat sie zum Glück kein Kampfgewicht mehr erreicht, da hier alle auf Diät sind und nur die Kranken hier und da mal was extra zugesteckt bekommen.

Ende 2012: Zubildung und sehr schlechte Prognose
Ende 2012 war der Verlauf sehr lange (3 Monate) und viel schlimmer als alles, was wir zuvor erlebt hatten:
zunächst half das Ampho wie bisher gewohnt schnell und zuverlässig, aber nach 2-wöchiger Medikation erbrach sie sich kurze Zeit nach der Gabe immer sehr heftig und es hatte den Anschein, als würde sie das Mittel plötzlich nicht mehr vertragen. Ich dachte schon an das Schlimmste und schleppte sie abermals zum vkTA:

Abstriche wurden gemacht und Kulturen angelegt. Ergebnisse waren alle negativ, wobei das bei Megas ja bekanntlich nichts heißen muss.
Sie wurde stationär aufgenommen und mit Kontrastmittel geröntgt: sichtbar wurde eine Zubildung zwischen Drüsen- und Muskelmagen, die durch Megas bedingt entstehen können. Immerhin hatten die Megas ja nun auch schon fast zwei Jahre Zeit dazu gehabt, mit jedem erneuten Schub kleinere Schäden zu hinterlassen.

Sie bekam weiterhin ihre Medizin (jetzt auch zusätzlich Schmerzmittel, Pankrex und MCP). Der Verlauf war langwierig und schwierig, die Prognose äußerst schlecht: ein paar Wochen, bestenfalls ein paar Monate. Nach ihrem stationären Aufenthalt hatte sie gerade noch 33g, vermutlich auch, weil sie ihre Kumpels sehr vermisst hatte. Lebensbedrohlich sei das zwar noch nicht aber weniger durfte es auf keinen Fall mehr werden. Mit viel Päppeln ging es langsam wieder bergauf.

Grit und Einstreu
Zudem stellte ich in dieser sehr schweren Zeit erstmals fest, nachdem ich schon lange den Grit entfernt hatte, dass sie sich nun als Ersatz BHG reinschaufelte oder wahlweise Hanfeinstreu. Das schien ihr ganz und gar nicht zu bekommen und so entfernte ich alles. Diese Tatsache schien unter anderem maßgeblich zu ihrer Genesung beizutragen.
Grit bekommt mein ganzer Schwarm mittlerweile nur noch aus der Hand gereicht und somit unter Aufsicht. Da kann ich dann sehr deutlich sehen, wer wieviel genau aufnimmt und ob hastig reingeschaufelt wird oder eher gelassen.

Extrudate und Kochfutter
Des Weiteren gebe ich seit Ende 2012 zusätzlich zum normalen Körnerfutter Extrudate (beste Akzeptanz war immer bei Kaytee für Wellensittiche) und in schlechten Zeiten auch Kochfutter, was ihr sehr zu helfen schien, da alles andere kaum mehr verdaut werden kann. Extrudate gibt es bei uns seitdem dauerhaft, damit sie diese Art Futter gewöhnt sind/bleiben und Zigge sich bedienen kann, wie sie es braucht. Sie hatte es zum Glück erstaunlich schnell angenommen. Kochfutter gibt es nur, wenn es ihr sichtbar schlecht geht.

Ende 2014
Bis Ende 2014 gab es keine schlimmen Phasen mehr. Im November 2014 half wieder die Medizin nur bedingt, es zog sich alles enorm in die Länge und ich entfernte wieder das Einstreu, was bei den vorigen Mausern nicht nötig war. Von da an ging es wieder bergauf mit ihr. Alle Medizin hatte nicht geholfen und sie blieb lange auf nur 36g. Nach entfernen des Einstreus war sie vom einen Tag auf den anderen wie neu geboren.

Es gab nochmal ein kurzes Tief, bei dem ich feststellen musste, dass sie nun auch leere Spelzen futterte (Einstreu und Grit gab es ja nicht mehr). Um ihr Alternativen zu bieten, streute ich jetzt auch Extrudate nicht nur an den sonst gewohnten Stellen, sondern auch zusätzlich zum normalen Körnerfutter hin. Das half wohl.

Medizin

  • MCP bei Erbrechen
  • Ampho, bzw. Fungizone gegen die Megas
  • In argen Fällen auch Metacam in Betracht ziehen, da Schmerzen sehr wahrscheinlich sind
  • Silymarin CT bekommen eh alle, Zigge kann es gut brauchen bei dem ständigen Auf und Ab

Verdauungshilfen

  • Pankrex
  • Ulcogant um den Magen zu beruhigen
  • Probi-Zyme
  • PT12 oder BBB-Gel (wirkt auch beruhigend auf den Magen)

Nahrungsergänzungsmittel
Diese Mittel gebe ich immer sehr niedrig dosiert (weniger als die Hälfte der Tagesdosis für 5 Wellis + 2 Nymphen: eine Prise auf 2 Wochen, weniger als eine Msp.) und nach Möglichkeit das ganze Jahr durchgehend, um zu vermeiden, dass hormonelle Schwankungen und damit auch unnötige Mausern durch diese Zugaben gefördert werden. Während der Mauser meist Korvimin oder Prime, ansonsten Quiko, da keine Aminosäuren enthalten sind.

  • Korvimin
  • Prime
  • Quiko Vitakalk

Der minimale Zuckergehalt dieser Mittel fiel bei Zigge nie auf, da die Dosis einfach zu niedrig ist. Ich kenne nun diese Aussage von mehreren vkTÄ, die alle das Gleiche bestätigen: die Zuckerdosis ist bei richtiger Dosierung des Mittels so gering, dass es im Falle einer solchen Erkrankung nicht ins Gewicht fällt. Diese Aussage kann ich bestätigen.

Trockenes Körnerfutter
Anscheinend frisst Zigge während der Mauser und damit in akuten Zeiten vermehrt Gräser und FonioPaddy, kaum noch Hirse aus der Grundfuttermischung. Hirsekolben sind also leider auch nichts, obwohl sie das normalerweise sehr lieben. Da rührt sie immer nur im Futter rum oder tippt ratlos den Kolben an, nimmt aber so gut wie nichts davon auf. Würde sie nichts Alternatives bekommen, wäre ihr Hungertod sicher. Sobald ich das bemerke, bekommt sie extra ein paar Haferkörner zugesteckt.

Mein persönliches Fazit: Knaulgras oder auch andere Gräser, genau wie Fonio scheinen leichter verdaulich zu sein als die sonst üblichen Hirsen. Das Korn ist ja auch wesentlich kleiner und scheint einfach nicht so sehr zu reizen. Das alleine würde aber leider nicht mehr ausreichen bei ihr, zumal ich schlecht über Wochen nur Gräser, Hafer und FonioPaddy füttern kann, da die anderen Vögel aus dem Schwarm das normale Futter brauchen. Da sie immer während der Mauser so stark abbaut, braucht sie natürlich auch entsprechend Nährstoffe für die Federbildung.

Frischfutter
Halbreife Saaten
Wird während der Mauser sehr gerne genommen, scheint aber nicht ganz so leicht verdaulich zu sein, weshalb es hier noch dringend Alternativen geben muss (davon ab ist das hier wegen hormonellen Problemen im Schwarm auch sehr schwierig). Wenn sie so schlecht futtert und eh alles mausert, bekommt sie aber 1 Mal die Woche halbreife Hirse, welche ich im Froster habe. Die hormonell kranke Henne bekommt davon nichts ab oder bestenfalls, was runter gefallen ist.

Quell- und Keimfutter
Das gebe ich nicht, weil mir das von der Verkeimung her bei der Patientin zu riskant ist. Zudem glaube ich nicht, dass Rohkost wirklich leicht verdaulich ist. Besser ist in meinem speziellen Schwarm folgendes:

Kochfutter
Dieses bereite ich aus groben Hirsesorten mit diversen Tees zu. Es ist sehr leicht verdaulich und päppelt auch gut. Manche Medizin kann auch super unter dieses Futter gemischt werden, vor allem z.B. Pülverchen wie Vitamine, Pankrex oder andere Verdauungsenzyme. Da das Futter feucht ist, bleiben Pülverchen sehr gut dran haften. Als Zigge das Ampho oral gegeben nicht mehr vertrug, wurde auch das unter das Kochfutter gemischt angeboten und sie nahm es ganz toll an.

So bereite ich das Kochfutter zu (klick)

 

mögliche Auslöser: Stress

  • Mauser
  • zu schnell gewechseltes Futter
  • größere Umbauten im Vogelzimmer
  • mangelnde Gewöhnung an Neuerungen
  • unregelmäßige Tageszeiten
  • diese Liste ließe sich bestimmt um viele weitere Stressfaktoren erweitern…

kontraproduktive Dinge

  • diverses Einstreu
  • Grit
  • frische Weidenzweige (davon erbrach sie sehr heftig)
  • alles was faserig ist:
    • Materialien aus Kokos, bei denen Fasern abgezupft werden können
    • Gleiches bei Hanfprodukten
    • getrocknete Weidenbälle sind ok, nicht aber Bälle aus Peddigrohr oder ähnlich faserigem Material
    • Kabob
    • Papier und Pappe

Zigge musste leider Anfang 2016 erlöst werden.

Aber immerhin hatte sie zwischen den Schüben ein ganz normales Leben und genoß es auch sehr. Deshalb bin ich froh, dass ich sie in den ganzen 5 Jahren nie aufgegeben habe.

In Erinnerung an eine ganz wunderbare Henne.